Stetige Rendite – Immobilienaktien entwickelten sich jahrelang besser als offene Fonds. Jetzt jedoch drehen die Börsenkurse ins Minus. Und die behäbigen Fonds stehen plötzlich ganz gut da
Der Immobilienboom lockt immer mehr Anleger in Betongold-Papiere. Ganz oben in der Gunst der privaten Investoren stehen die offenen Immobilienfonds. Nach der jüngsten Statistik des Fondsverbands BVI strömten von Anfang 2015 bis Ende November vergangenen Jahres 12,2 Milliarden Euro in die Investmentvehikel, die mit dem Kapital ihrer Kunden Bürotürme, Hotels, Shoppingcenter und Logistikobjekte in Deutschland, Europa oder sogar rund um den Globus erwerben. Kaum gefragt waren hingegen Immobilienaktienfonds, die in dieser Zeit lediglich 70 Millionen Euro einsammeln konnten. Das entspricht gerade einmal 0,57 Prozent des Kapitalvolumens, das die Anbieter der offenen Fonds gewinnen konnten.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Damit haben sich die Anleger keinen Gefallen getan. Denn in den vergangenen Jahren haben Immobilienaktien weit höhere Renditen gebracht als die offenen Fonds. Der Immobilienindex Dimax, der die Kursentwicklung der Aktien der 51 börsennotierten deutschen Immobilienunternehmen widerspiegelt, stieg von Anfang 2013 bis Ende 2017 um mehr als 150 Prozent. Auch ein Blick auf einzelne große börsennotierte Gesellschaften wie Vonovia oder Deutsche Wohnen zeigt: deren Aktienkurse konnten in den vergangenen drei oder fünf Jahren die offenen Immobilienfonds weit hinter sich lassen (siehe Tabelle). Kein einziger offener Fonds kam in dieser Zeit auf eine Gesamtperformance von auch nur 15 Prozent, stetige Rendite – die Vorteile sind sichtbar.
Der Liebling der Privatanleger beispielsweise, der UniImmo Deutschland der Volksbanken-Fondsschmiede Union Investment Real Estate, verzeichnete eine Wertentwicklung von 14,3 Prozent – was einem jährlichen Wertzuwachs von 2,7 Prozent entsprach. Schlusslicht ist der Grundbesitz Global der Deutsche-Bank-Tochter RREEF mit einer fünfjährigen Gesamtperformance von 9,4 Prozent – oder 1,8 Prozent im Schnitt pro Jahr.
Stetige Rendite – Gesamt mehr als 50%
Zwar kam auch kein Immobilienaktienfonds in diesen fünf Jahren auf die Performance des Dimax, da die Vehikel meist weltweit investieren. Die beiden besten Fonds erzielten jedoch Gesamtrenditen von mehr als 50 Prozent.
Angesichts des aktuellen Börsencrashs stellt sich nun jedoch die Frage, ob das auch in Zukunft so sein wird. Schon die Zwölf-Monatsbilanz vieler Aktienfonds fällt nicht mehr besonders spektakulär aus. Könnten die offenen Fonds mit ihrer bedächtigen, aber stetigen Rendite auf Dauer doch die bessere Wahl sein?
Experten sind nicht überrascht, dass die offenen Fonds in der Vergangenheit nicht mit den Immobilienaktienfonds mithalten konnten. Denn die Notierungen der Fonds spiegeln die von Sachverständigen ermittelten nachhaltigen Marktwerte ihrer Immobilien wider. „Hingegen gibt es an der Börse bei Aktien immer Übertreibungen nach oben und unten“, sagt Bernhard Köhler, Vorstandschef von Swisslake Capital, einem Analysehaus, das weltweit institutionelle Investoren wie Family Offices, Pensionskassen und Stiftung bei Anlagen in Immobilieninvestmentvehikel berät. „In den vergangenen Jahren waren Investoren sehr optimistisch für Immobilienaktien und haben deren Kurse stark in die Höhe getrieben.“